Ergotherapeutische Interventionen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen
Im Seminar wird auch anhand von Fallbeispielen und Videos der konkrete Einsatz der SI-Methode in der Befundung/Intervention dargestellt – vorrangig für Kinder die nach der bisher genutzten ICD 10 die Diagnosen Asperger- bzw. High-Functioning-Autismus bekommen haben.
Im Rahmen der Ergotherapie bei Kindern mit Autismus (ASS) hat sich in den USA insbesondere die sensorische Integrationstherapie etabliert. 75 % (Theunissen 2021) bis 90 % (Schaaf 2011) aller Menschen mit Autismus sind von sensorischen Modulationsstörungen betroffen. Menschen mit ASS beschreiben häufig extreme Missempfindungen, Überempfindlichkeiten bis hin zu Schmerzempfindungen in unterschiedlichen Sinnessystemen (Attwood 2021). Diese Hyperreaktivität auf alltägliche sensorische Informationen und Ereignisse beeinflusst das Leben in der Schule, bei der Arbeit, im sozialen Zusammenleben und zu Hause. Die schwerwiegenden Auswirkungen dieser sensorischen Probleme auf den Alltag und auf das emotionale Wohlbefinden der Menschen mit ASS hat dazu geführt, dass diese Symptome als ein Diagnosekriterium in der DSM 5 aufgenommen wurden.
Nicht nur empirische Erfahrungen (z.B. Baumgarten & Röder 2008), sondern auch der derzeitige Forschungsstand zeigen, dass durch die Sensorische Integrationstherapie mit autistischen Kindern das Familienleben erleichtert, schulisches Lernen verbessert und die Integration in das Arbeitsleben unterstützt wird. Zudem reduziert sich der individuelle Leidensdruck bei den Betroffenen enorm.
Die Umfeldberatung (ET-Coaching) der Eltern, der Lehrer*innen und anderer Bezugspersonen, die Teil des Lebens des autistischen Kindes sind, ist ein wichtiger Bestandteil der ET-SI-Behandlung und des langfristigen "Umfeld- und Alltagsmanagements" in der therapeutischen Begleitung (Bundy & Lane 2020, Dunn 2012). Auch dieser Prozess wird im Kurs praxisnah vermittelt. Zudem werden wichtige Themen im Hinblick auf die Inklusion von Kindern mit Autismus in der Kita/Schule besprochen.
Weitere Inhalte des Kurses:
• Abgrenzungsmöglichkeiten zu anderen Störungsbildern, z.B. zu SI-Modulationsdysfunktionen
• Überblick über weitere Behandlungskonzepte, die in der Ergotherapie mit autistischen Kindern eingesetzt werden (z.B. TEACCH)
• Ergotherapeutische Behandlungsansätze für komorbid auftretende Probleme in der Grob- und Feinmotorik und in der Praxie
• „Entschlüsselung“ evtl. auftretender Tics/Stereotypien und Umgang damit
• Kurze Einführung in das Konzept des "Storytellings": Social und Sensory Stories für Kinder und Jugendliche mit ASS
Die Teilnehmer*innen wissen, wie sie Kinder mit Autismus ergotherapeutisch begutachten und den Interventionsprozess gestalten können.